Tief im Süden und mittendrin: Die Freizeitstätte Süd

Tief im Süden, ist man in Abwandlung eines Evergreens von Herbert Grönemeyer geneigt zu sagen, liegt eine Seniorenfreizeitstätte, die die Himmelsrichtung bereits im Namen trägt: Auf den ersten Blick einem gediegenen Einfamilienhaus täuschend ähnlich, verbirgt sich hinter dem hübschen Anwesen am Teltower Damm 226 ein gastliches Refugium, in dem sich Seniorinnen und Senioren aus dem Å·ÃÀÇéÉ«er Südwesten wohl fühlen. Im südlichen Zehlendorf gelegen, lohnt die großzügig gestaltete Freizeitstätte zu allen Jahreszeiten einen Besuch. Besonders im Sommer laden die Terrasse und der anheimelnde Garten zum Verweilen und Sich-Wohlfühlen ein.

„Gesund leben“: Eine mittlerweile bewährte programmatische Leitidee und gelebtes Motto in der Freizeitstätte

„Ich bin waschechte Å·ÃÀÇéÉ«erin“, stellt Nicole Stahl mit dem ganzen Charme der typischen Hauptstädterin unmissverständlich klar. Seit 1. April 2020 leitet sie die Freizeitstätte. „Ich bin eigentlich ein Verwaltungskind“, verweist die geprüfte Verwaltungsfachwirtin auf 32 Jahre Erfahrung im Personalwesen einer großen Universität. „In den letzten Jahren beschlich mich aber immer wieder der Gedanke, eine erfüllendere Aufgabe“ zu suchen, beschreibt sie die Beweggründe für ihren Wechsel in die Freizeitstätte. „Zugegeben“, fügt sie mit einem Augenzwinkern hinzu, der Start sei aufgrund der Corona-Situation „etwas holprig“ geraten, „aber ich bin frohen Mutes, bald wieder in den Normalbetrieb gehen zu können“. Mittlerweile sind bereits fünf Jahre vergangen und die Herausforderungen der Pandemie spielen in der Freizeitstätte keine Rolle mehr. „Wir konnten in den letzten Jahren jedes Jahr unsere Gästezahl erhöhen. Und auch die Bandbreite unserer Kurse stieg von Jahr zu Jahr an. In das Jahr 2025 starten wir mit 45 unterschiedlichen Kursen pro Woche. Da ist für fast jeden Gast etwas dabei.“

Von Lebensenergie und ganzheitlichem Wohlbefinden

In enger Abstimmung mit dem Kernamt hat sie 2020 „ihrer“ Freizeitstätte eine neue Leitidee verpasst: „Angedacht war, die bestehenden Angebote im Hinblick auf Gesundheit und ein positives Leben zu erweitern“, schildert sie ihre Vorstellungen zur Entwicklung der Freizeitstätte. Die Profilidee ist ihr spontan gekommen, inspiriert vom Leitwort „Vielfalt leben“ des „Kommunikationszentrums am Ostpreußendamm“. „Mir ist sehr wichtig, dass hier eine positive Energie herrscht, dass die Leute gerne herkommen und sich willkommen fühlen“. Somit zog das Motto „Gesund leben“ in das Haus am Teltower Damm 226 ein. Dazu gehört auch, Neues zu versuchen, Altes über Bord zu werfen, wenn es nicht funktioniert, und immer am Bedarf der durchschnittlich 1500 Gäste pro Monat zu bleiben.

²Ñ´Ç²ú¾±±ô¾±³Ùä³Ù und Flexibilität im Alter bewahren

Mit großem Erfolg konnen in der Frezeitstätte Süd „Bellicons“, also medizinischer Trampoline, wie sie in physiotherapeutischen Praxen üblich sind, angeschafft werden. Grund: Das Schwingen auf einem Bellicon ist „unheimlich effektiv für alle Zellen im Körper“ – ein gesundheitsbewusster Trend, der Gelenke, Rücken und Gleichgewichtssinn stärkt. Positiver Nebeneffekt, das Gehirn schwingt immer mit. So kann auch der größte Muffelkopp mit einem breiten Grinsen vom Trampolin steigen. Ein Jahr nach Einführung dieses außergewöhnlichen Sportangebotes mussten wir bereits unser Angebot auf drei Kurse pro Woche erhöhen, da der Bedarf so groß war. Erste überdurchschnittliche Gesundheitserfolge zeigen sich bereits an der ²Ñ´Ç²ú¾±±ô¾±³Ùä³Ù und Flexibilität unserer Teilnehmer*innen.

Von Töpfern bis Tischtennis: Die ganze Palette des Veranstaltungsprogramms

Zu diesem zauberhaften ²Ñ±ð²Ôü tragen Sport und Bewegung ebenso bei wie Kunst, Kultur und Kabarett. Fest etabliert als Veranstaltungs-Tag ist der Freitag. Die Auswahl der Interpreten spiegelt dabei die gesamte Bandbreite der Musikwelt wieder: Während heute die mit viel Liebe ausgewählten Tonkünstler zu karibischen Klängen in tropische Gefilde entführen, geht es morgen bei italienischen Schlagern und Evergreens musikalisch an die Adria. Übermorgen gibt es zum freitäglichen Vergnügen gechillte Jazz-Rhythmen oder beschwingte Gassenhauer von „Sinatra & Co“ auf die Ohren. Die Liebhaber des gepflegten Kartenspiels (Doppelkopf, Bridge) kommen ebenso auf ihre Kosten wie alle Damen und Herren, die am besten bei Dichterlesungen, beim Austausch über Literatur, oder aber bei Yoga, Pilates und Qi-gong entspannen können. Auch für die nicht mehr so beweglichen Gäste wurde mit einem neuen Präventionskurs „Sicher Stehen, sicher Gehen“ ein Angebot geschaffen um die Gäste in die Bewegung und heraus aus der Einsamkeit zu bringen. „Das ist für eine soziale Teilhabe und ein glückliches Gestalten eines selbstbestimmten Lebens im letzten Drittels des langen Lebens, unheimlich wichtig!“ verrät uns Frau Stahl.

Zahlreiche Gruppen treffen sich regelmäßig in den großzügigen, hellen Räumen des Hauses: Der geneigte Besucher kann wählen, ob er seine Englischkenntnisse auffrischen oder lieber seine Kompetenzen im Umgang mit dem Smartphone vertiefen möchte. Wieder andere möchten das Tanzbein mit Zumba, Kreistanz oder Line Dance schwingen oder sich als „Tonkünstler“ ganz anderer Art versuchen, nämlich beim Töpfern in dem mit Brennofen ausgestatteten Werkraum. Die Tonkünstler teilen sich ihre Werkstatt mit den Tiffany-Glaskünstlern. So oder so sind die Ergebnisse des künstlerischen Schaffens beeindruckend schön. Und auch bei diesen Zusammenkünften steht nicht nur der gesundheitliche Aspekt zur Stärkung und Wahrung der Feinmotorik, sondern auch der soziale Aspekt im Vordergrund.

Einander tragen und beistehen: Gerade in schweren Lebenssitutionen ist es gut, sich mit lieben Menschen austauschen zu können. Leid zu teilen ist sehr heilsam. Daher hat Nicole Stahl die Schaffung mehrerer unterschiedlicher Selbsthilfegruppen im Haus etabliert. Gefragt ist ein hohes Maß an Empathie in Verbindung mit professioneller Distanz. Für die Umsetzung hat sie sich professionelle Unterstützung ins Haus geholt. So hat sich bereits erfolgreich eine kleine Gruppe LSBTI Gäste gegründet und es finden Selbsthilfegruppen für Angehörige von an Demenz erkrankten Familienmitgliedern statt. Ein weitere Neuerung beginnt im Jahr 2025. In enger Zusammenarbeit mit der hiesigen Seniorenvertretung wurde ein neues Angebot für die Besucher*innen geschaffen. (Fast) jeden ersten Freitag im Monat läd die Freizeitstätte Süd zu einem Seniorenplausch ein. Ohne Thema, ohne Entertainment, einfach beisammensitzen, miteinander reden, sich austauschen und Zeit miteinander verbringen. Das kommt für die Leiterin der Freizeitstätte im Alltag oft zu kurz. „So habe ich auch mal richtig Zeit und Ruhe mich mit meinen Gästen zu unterhalten. Darauf freue ich mich schon sehr!“ Auch der Seniorenvertreter im Kiez Klaus Eisenreich und die Vorsitzende der Seniorenvertretung Matilde Kannenberg konnte Frau Stahl für diese Termine gewinnen. Jede*r ist willkommen!

Ein Blick in das halbjährlich erscheinende Veranstaltungsprogramm lohnt immer. Es liegt zur kostenlosen Mitnahme bei den Pförtnern der Rathäuser Steglitz, Zehlendorf und Lankwitz aus, ferner bei den µþü°ù²µ±ð°ùä³¾³Ù±ð°ùn und selbstverständlich im Foyer der Freizeitstätte selbst.

Bekanntlich hält Essen und Trinken Leib und Seele zusammen. Deshalb ist es auch wichtig, sich um das leibliche Wohl der Gäste zu kümmern. Durch kleinere Umbaumaßnahmen wurde ein Gruppensaal zu einer kleinen Cafeteria umgestaltet. Hier finden sich die Selbsthilfegruppen in gemütlicher Atmosphäre zusammen. Gäste sind immer willkommen und können innerhalb der Öffnungszeiten in unserem °ä²¹´Úé ein „Schwätzchen“ halten und dabei ein leckeres Stück Kuchen und Kaffee genießen. Eine gemütliche Leseecke läd zum Schmökern und Verweilen ein.

Von Wohltätern und guten Nachbarn

Seit April 1978 leitete Christiane Hohen die Seniorenfreizeitstätte Süd. Die Altenpflegerin hat großen Anteil daran, dass ein grundlegender Umbau und eine Modernisierung des ehemaligen Wohnhauses in Angriff genommen werden konnte. „Nach Beginn der Umbauarbeiten“ und kurz vor Vollendung ihres 61. Lebensjahres verstarb sie „für alle unerwartet“, wie es auf einer Erinnerungstafel im Eingangsbereich des Hauses heißt. In die Reihe der Wohltäterinnen und Wohltäter reiht sich neben Hildegard v. Asten, Gertrud Zamzow, der „Martha-Lemke-Stiftung“ und der „Erich-und-Frieda-Gembus-Stiftung“ auch Hertha Müller ein. Sie alle überließen ihre Erbschaften großzügig dem Seniorentreffpunkt, der aus diesen Mitteln seine Umbau- und Modernisierungsmaßnahmen finanzieren und im Jahre 2000 abschließen konnte. Hertha Müller ist Namensgeberin einer eigenen Seniorenfreizeitstätte in der Argentinischen Allee. „Unser Haus ist blindenfreundlich und rollstuhlgerecht ausgestattet“, heißt es auf der Internetseite der Freizeitstätte Süd unter Bezug auf die Å·ÃÀÇéÉ«heit:

Damit feiern wir im Jahr 2028 unser 50. Jubiläum. Auf dieses Jubiläum können sich unsere Gäste bereits jetzt freuen. Das wird gefeiert!

Ohne sie läuft nichts: Ehrenamtlich tätige Helferinnen und Helfer

„Das Haus trägt sich durch die Mitarbeit der Ehrenamtlichen, und was sie leisten, ist aller Ehren wert“: Aus dieser Zuschreibung wird klar, wie sehr Nicole Stahl die Zusammenarbeit mit den ehrenamtlich tätigen Damen (und zwei Herren) zu schätzen weiß. Viele füllen ihr Ehrenamt bereits rund zehn Jahre, manche sogar zwanzig Jahre aus. Sie belegen Brötchen, sprechen mit Gästen, sorgen dafür, dass die Veranstaltungen des Hauses Freitag für Freitag wie am Schnürchen klappen. Zusammen mit der Senioren- und Freizeitstättenbetreuung des Sozialamtes Steglitz-Zehlendorf kümmert sich die Hausleiterin persönlich um die Akquise des Nachwuchses im Ehrenamt. „Die jüngeren Alten, die jetzt in Ruhestand gehen, haben andere Dinge vor, obwohl wir sie dringend bräuchten“, räumt sie gewisse Schwierigkeiten bei der Rekrutierung ein. Gerade frisch Pensionierte kümmerten sich um Enkel, reisten viel, gingen ihren Hobbys nach, strebten nach Selbstverwirklichung. „Sechzig ist das neue Fünfzig“, resümiert sie. Interessenten am Ehrenamt in der Freizeitstätte Süd verstärken unser Team von bisher 15 Mitarbeiter*innen. Sie sind vier Stunden ihrer wertvollen Zeit pro Woche im Einsatz um unsere Gäste zu betreuen. Die Dienste werden abgedeckt, indem morgens und nachmittags jeweils zwei Personen anwesend sind. Wer sich sozial engagieren möchte, ist herzlich eingeladen, sich unverbindlich an das Amt für Soziales oder an Frau Stahl im Haus zu wenden (Tel. 90299 2843, E-Mail: soz-ehrenamt@ba-sz.berlin.de ). Weitere Auskünfte hierzu gibt es auch dienstags und donnerstags zwischen 09:00 und 13:00 Uhr im Rathaus Lankwitz, Hanna-Renate-Laurien-Platz 1, 12247 Å·ÃÀÇéÉ« oder nach Vereinbarung.

Vorfahrt für Innovation: Treffpunkt für Homosexuelle ab 60 Jahren

Ganz neue Wege geht die Freizeitstätte mit der Einrichtung eines Stammtisches für ältere Schwule und Lesben. In einem geschützten Rahmen soll für sie die Möglichkeit des Austauschs und der Begegnung geschaffen werden, denn gerade die ältere Generation homosexueller Menschen kennt oftmals noch das Gefühl der Illegalität bei der Entfaltung ihrer Identität. Gemeinsame Erfahrung verbindet, deshalb ist es gut, ein solches Forum zu schaffen. „Wir wissen, dass Personen, wenn sie älter werden, ihren Aktionsradius immer weiter einschränken“, weist Altenhilfekoordinator Stephan Kroker auf den Rückgang der ²Ñ´Ç²ú¾±±ô¾±³Ùä³Ù vieler Betroffener mit zunehmenden Alter hin. „Wir wollen die Leute da abholen, wo sie sind, und das ist im Bezirk“, fasst er seine Motivation zusammen. Tatsächlich gibt es in den Randbezirken kaum Angebote für Homosexuelle der Generation 60+. Es geht nicht darum, Schwule und Lesben von ihren Szenetreffpunkten rund um den Nollendorfplatz „wegzulotsen“ oder abzuwerben, sondern um ein komplementäres, wohnortnahes Zusatzangebot. Alle sollen von Anfang an mit ihren Bedürfnissen und Vorstellungen eingebunden werden, und zwar ergebnisoffen. Die ersten Rückmeldungen waren vielversprechend und haben gezeigt, dass ein Bedarf vorhanden ist. Ob der Stammtisch künftig wöchentlich oder monatlich stattfindet, hängt letztlich von der weiteren Nachfrage ab. Die Schwulen haben sich bislang jeden vierten Mittwoch getroffen, also einmal im Monat, ehe Corona für eine längere Zwangspause sorgte. Lesbische Interessentinnen sind weiterhin herzlich eingeladen, auch einen Frauenkreis zu gründen. Bereits in ihrer Dezemberausgabe 2019 hatte die Szenezeitung „Siegessäule“ über das Projekt berichtet, ebenso die „ŷÃÀÇéÉ«er Woche“. Darüber hinaus hat das Bezirksamt Steglitz-Zehlendorf ein Faltblatt herausgebracht, in dem ältere Homosexuelle ausdrücklich ermuntert werden, sich dem Stammtisch (bzw. den Stammtischen) anzuschließen. Es wird in Szenelokalen und Freizeittreffs ausgelegt, um möglichst viele Interessierte zu erreichen. „Ich habe da gar keine Berührungsängste“, stellt Regine Klews klar, unter deren Ägide das Projekt initiiert wurde. Nachfolgerin Nicole Stahl war in die Stammtisch-Planungen von Anfang an bis ins Detail eingebunden.

Daheim in der Freizeitstätte

Wie eingangs erwähnt, fühlt man sich beim Anblick der Freizeitstätte Süd an ein wohnliches Einfamilienhaus erinnert. Vielleicht ist es genau dieser Eindruck, der diesen Treffpunkt so einzigartig macht: Damen und Herren der älteren Generation aus dem Å·ÃÀÇéÉ«er Südwesten sollen sich im besten Sinne des Wortes „daheim“ und gut aufgehoben fühlen, wenn sie das Haus besuchen und sich aus der Vielfalt des Angebotes ihr ganz persönliches Programm zusammenstellen. Nicole Stahl hat ein gut bestelltes Haus übernommen. Viele neue Ideen, viel Engagement und Herzblut inklusive. „Wenn die Gäste mit einem Lächeln gehen, habe ich mein Tagewerk erreicht“, sagt sie.
Tief im Süden und trotzdem mittendrin im Leben: ein passendes Motto für swingende – und gesunde – Zwanzigerjahre in der Freizeitstätte Süd!

Bildergalerie

  • Freizeitstätte Süd 1
  • Freizeitstätte Süd 11

    Die Arbeit der Ehrenamtlichen wird ausdrücklich gewürdigt !

  • Freizeitstätte Süd 7
  • Freizeitstätte Süd 8
  • Freizeitstätte Süd 9
  • Freizeitstätte Süd 10

Freizeitstätte Süd

NIcole Stahl, Leiterin der Freizeitstätte
Soz ZS 3.31

Fahrverbindungen

Verkehrsanbindungen

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